Zum Andenken an Pfarrer Georg Brunner
Plötzlich war Georg Brunner nicht mehr da. Eben war er noch in der Kantoreiprobe und hatte zwei Tage vorher eine Führung durch die Antoniuskirche veranstaltet.
Schmerzlich wurde mir bewusst, wieviel ihm unsere Kirchgemeinde verdankte: von 1982 bis 2007 als er Pfarrer war, und weitere achtzehn Jahre, als er ehrenamtlich wirkte. In seiner zurückhaltenden Art besass er Autorität; auf ihn war Verlass; war er anwesend, fühlten wir uns sicher.
Als Humanist war er den alten Sprachen und bis zuletzt den biblischen Texten verpflichtet. Im Glauben 12-Kurs, den er seit 2006 mit unvorstellbarer Begeisterung leitete, verschaffte er den Teilnehmenden, in 141 Zusammenkünften, Zugang zu biblischen Themen, die er mit Texten, Bildern, Musik und seinem immensen Wissen unterlegte. Mit seiner Wertschätzung für alle Beiträge vermochte er die Herzen zu öffnen, schuf Vertrauen und Verbundenheit; es entstand eine besondere Art von Seelsorge.
Die Musik bedeutete Georg viel: Seit 1982 sang er in der Kantorei mit, oft als einziger Bass. Als Theologe brachte er Licht ins Dunkel der oft sperrigen Texte der geistlichen Musik.
Von 2018 an gestaltete er zusammen mit unserer Organistin Risa Mori zweimal jährlich eine Orgelvesper. Als die Orgel im Kirchli ersetzt werden musste, betrieb er zusammen mit Daniel Demuth und Siegfried Steinlin von 2008 bis 2012 ein originelles Orgelsponsoring, dessen Ertrag die erhoffte Summe von 50’000 Franken noch überschritt.
Mit seinem Gespür für ästhetische Fragen leistete er einen wertvollen Beitrag zur Renovation der Christuskirche. Ab 1995 gehörte er der Baukommission und der Jury für die künstlerische Gestaltung an.
Seine Teamfähigkeit wurde im damals vierköpfigen Pfarrteam sehr geschätzt. Seine Aufgeschlossenheit für Neues machte ihn beliebt bei den Jugendlichen im Unterricht und im Konfirmandenlager.
Unvergessen bleiben die ökumenischen Gemeindereisen, die er mit seiner Frau Susanne rekognoszierte. Gemeinsam mit seinen katholischen Amtskollegen Guido Büchi, und später Norbert Malsbender, führte er die Reisegruppe nach Thüringen und Sachsen, Prag, ins Burgund, in dieRepublik Irland und nach Nordirland. Die Reisen waren in landschaftlicher, kultureller und geschichtlicher Hinsicht Höhepunkte. Sie boten ein harmonisches religiöses Gemeinschaftserlebnis.
Meine Frage, ob das Vermächtnis Dietrich Bonhoeffers, das bedingungslose Vertrauen in Gott, ausschlaggebend für seine Berufswahl gewesen sei, beantwortete Georg Brunner mit „Ja“. Er war Pfarrer bis zu seinem Lebensende.
Seiner Frau Susanne und ihren Kindern wünschen wir Trost und Zuversicht in ihrer grossen Trauer.
Ursula Mohler